Bodyshaming vs. Bodylove


Ich war eigentlich immer ganz zufrieden mit meiner Körper. Ich habe eine normale Körpergröße und war durchschnittlich schlank, würde ich sagen. Ich sage war, weil sich das in der letzten Zeit verändert hat. Wie ihr wisst bin ich nie wirklich sportlich gewesene. So mit Begeisterung und Leidenschaft. Einige Zeit spielte ich Tennis und habe getanzt, aber es hat mir nie so viel Spaß gemacht, dass ich gesagt habe "Das mache ich gerne!". Und wie ihr euch denken könnt, ist gerade das bei Sport ziemlich wichtig. Sonst sinkt die Motivation und es geht bergab. Aber das soll heute eigentlich gar nicht das Thema sein - auch wenn bei Fitness und Körper alles ineinander greift. 

Wie gesagt war ich eigentlich schlank und das hat sich in dem halben Jahr hier in Den Haag doch etwas verändert. Wahrscheinlich ist es gar nicht so verwunderlich und ich kenne das Phänomen von einigen Freundinnen, die über eine längere Zeit im Ausland gewohnt haben. Es gibt plötzlich anderes Essen, zu anderen Zeiten und man muss lernen sich anzupassen. Und dann gibt es noch das ganze neue Essen zu entdecken und man möchte ja auch nicht ein Jahr woanders leben und am Ende nichts von den fremden Spezialitäten probiert haben. Dass der Körper da nicht von dem einen Tag auf den nächsten umstellen kann ist verständlich. Trotzdem merke ich, dass es mir schwer fällt meinen eigenen Rhythmus zu finden. Und so habe ich im vergangenem halben Jahr sage und schreibe sechs Kilo zugenommen. Wumms! Die Erkenntnis hat mich so richtig getroffen als ich quasi zufällig auf der Waage stand und ein zweites Mal, als ich mir Bilder von "früher" angesehen habe. Der Bauch war flacher, die Taille schmaler und die Beine auch. Und nun ist es ja meistens nicht so, dass man sich im Spiegel ansieht und sagt: "Du siehst immer noch toll aus!" und lächeln kann. Versteht mich nicht falsch, das wäre super! Das Problem ist aber, dass ich mich noch genau daran erinnern kann, wie ich in der "Vorher-Zeit" dachte, ich müsse noch ziemlich abnehmen. Und das ärgert mich ziemlich an mir selbst und ich kann mir vorstellen, dass es einigen von euch vielleicht auch so geht. Dann hat man das Bedürfnis Süßigkeiten komplett zu streichen, sich nichts mehr zu gönnen, sich nur noch gesund zu ernähren und Sport zu machen, obwohl man auch völlig okay mit sich selbst sein könnte.

Mittlerweile weiß ich zwar, dass die Balance zwischen all den Bereichen wichtig ist, um nicht nur einen gesunden Körper, sondern auch ein gesundes Inneres zu haben. Und allein das sollte ja das Ziel sein. Der Punkt ist aber, dass man, egal wie man aussieht immer etwas an seinem Körper findet, dass einem nicht passt und an dem man herum meckert. Und das kann einen richtig herunter ziehen. Dieses Gefühl sich unwohl in seiner eigenen Haut zu fühlen und zu merken wie das Selbstbewusstsein schwindet ist ganz und gar nicht schön. Und es ist umso erschreckender, wie oft man negative Gedanken über seinen Körper hat, obwohl man "schon durchschnittlich schlank" ist und noch dazu gesund.

Ich bin überzeugt, dass die Einstellung zum eigenen Körper letzten Endes alles ist. Wenn du dich nicht schön findest und nicht sagen kannst, dass du dich so akzeptierst wie du bist, wird es dir umso schwerer fallen etwas zu ändern. Denn dann steigt man gleich wieder auf den Zug des Zwangs. Und Zwang vermittelt dir auf Dauer kein gutes Gefühl, sondern ist ein negativer Begleiter. Aber wenn du dich nach dem Duschen nackt vor den Spiegel stellst und denkst "Ja, ich bin okay mit mir.", dann hast du eine viel positivere Einstellung zu dir selbst. Wenn du dir gefällst und dich magst, kannst du Sport machen, weil es deinem Körper gut tut und dir Kraft gibt. Dann kannst du dich ausgewogen ernähren, weil du merkst, dass es dir besser geht. Und du kannst auch ohne Bedenken Schokolade essen, wenn du Bock drauf hast, weil du dir aus Heißhunger nicht eine ganze Tafel rein ziehst. Das alles lässt sich leicht sagen und die Grundidee dahinter ist zwar gut zu verstehen, aber nicht unbedingt leicht umzusetzen. Denn wie stelle ich es an mich und meinen Körper plötzlich ehrlich zu mögen, wenn ich eben noch im Spiegel gesehen habe, was alles anders aussehen sollte. Es ist ein Prozess und es ist Arbeit zu lernen, sich selbst zu akzeptieren und ich stehe selbst noch am Anfang. Aber ich denke es ist wichtig zu wissen, dass man nicht immer unzufrieden mit seinem Körper sein muss.

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